Anlagestrategie: Besser offensiv oder defensiv?
📢 quirion LIVE 25.04.2024

Wird der Euro bald krypto?

Wird der Euro bald krypto?

Die EZB stellt die Weichen für einen digitalen Euro. Doch was bedeutet das eigentlich? Und wie unterscheidet sich der digitale Euro von Kryptowerten wie Bitcoin? Sieben Fragen und Antworten.

Warum denkt die EZB über einen digitalen Euro nach?

Ob Bitcoin oder Zukunftsprojekte wie Facebooks „Diem“: Private Initiativen für digitales Geld machen Notenbanken weltweit schon seit einigen Jahren nervös. Als Währungen gelten streng genommen zwar nur die gesetzlichen Zahlungsmittel, die von den Notenbanken überwacht werden. Zahlungsmittel können aber auch von privaten Organisationen oder Unternehmen stammen. Und mit der Digitalisierung schwindet die Bedeutung des Bargelds, aktuell für die Bürger der einzige direkte Zugang zu Zentralbankgeld. „Wir stehen am Beginn der Ära des digitalen Geldes“, konstatiert Fabio Panetta, Mitglied des Direktoriums der EZB. Ein digitaler Euro soll verhindern, dass Europa von digitalen Zahlungsmitteln abhängig wird, die in Ländern außerhalb des Euroraums ausgegeben und von dort aus kontrolliert werden. Dies könnte nach Ansicht der EZB die finanzielle Stabilität und die geldpolitische Souveränität untergraben.

Was bringt ein digitaler Euro?

Ein digitaler Euro wäre Zentralbankgeld und hätte damit wesentliche Eigenschaften, die auch das Bargeld hat. Er wäre allgemein akzeptiert und von der Notenbank garantiert. „Private Lösungen für digitale und Online-Zahlungen bieten wichtige Vorteile wie Komfort, Geschwindigkeit und Effizienz“, gesteht EZB-Direktor Panetta zu. „Sie sind jedoch auch mit Risiken verbunden, was Datenschutz, Sicherheit und Zugänglichkeit betrifft.“ Mit einem digitalen Euro sollen geringere Transaktionskosten anfallen. Ein digitaler Euro hätte zudem kein Liquiditäts-, Kredit- oder Marktrisiko.

Worin liegt der Unterschied zu Kryptowerten?

Entscheidend ist, dass das Geld durch die Zentralbank ausgegeben wird. Wie genau ein digitaler Euro aber technisch ausgestaltet und ob er wirklich realisiert wird, ist derzeit noch offen. Zunächst startet eine zweijährige Untersuchungsphase. Klar ist: Der digitale Euro soll als Zahlungsmittel und nicht für die Geldanlage genutzt werden. Spekulationsobjekte wie Kryptowerte unterliegen sehr starken Schwankungen. Die Geldwertstabilität spielt für den Einsatz als Zahlungsmittel jedoch eine entscheidende Rolle. Noch nicht entschieden ist, ob eine so genannte „Centralised-Ledger-Technologie“ oder eine „Distributed-Ledger-Technologie“ zum Einsatz kommt. Die Blockchain, Basis von Kryptowerten wie Bitcoin, ist eine „Distributed-Ledger-Technologie“. Bei dieser werden Informationen zu Transaktionen in einem Block zusammengefasst und die Blöcke werden in chronologischer Reihenfolge der Transaktionen nicht zentral sondern in verschiedenen Datenbanken gespeichert. So werden Bitcoins von einem Peer-To-Peer-Netzwerk verwaltet.

Was passiert dann mit dem Bargeld?

In jedem Fall soll ein digitaler Euro das Bargeld nur ergänzen und nicht ersetzen. Das hat die EZB ausdrücklich bekräftigt.

Wie könnte sich ein digitaler Euro auf das Bezahlen auswirken?

Bei digitalen Zentralbankwährungen (engl. „Central Bank Digital Currencies“) wird zwischen Retail- und Wholesale-Lösungen unterschieden. Bei Retail-Lösungen haben die Endnutzer direkten Zugang zur digitalen Währung, bei Wholesale-Lösungen ist der Zugang auf spezielle Finanzinstitutionen beschränkt. Würde der digitale Euro über elektronische Geldbörsen („Wallets“) auf die Endnutzer ausgerichtet, könnte er eine staatliche Alternative zu privaten Zahlungsmethoden wie Paypal oder Apple Pay werden. Ein zwischengeschalteter Zahlungsdienstleister wäre dann nicht mehr nötig.

Welche Effekte hätte ein digitaler Euro für die Wirtschaft?

Ein programmierbarer digitaler Euro auf Basis der „Distributed-Ledger-Technologie“ könnte mit „Smart Contracts“ verknüpft werden. Das sind Computerprotokolle, über die vertragliche Vereinbarungen automatisch abgewickelt werden. Dieser Technologie wird mit Blick auf das „Internet der Dinge“ großes Potenzial zugetraut. Laut Schätzungen könnten im Jahr 2025 mehr als 75 Milliarden Geräte an das Internet angeschlossen sein. Viele dieser Geräte könnten auch in Zahlungssysteme integriert werden. Elektrische Fahrzeuge mit eingebauter Wallet beispielsweise könnten die Rechnung für den Stromverbrauch an Ladesäulen automatisch begleichen. Entsprechend könnten in der Warenlogistik „intelligente“ Maschinen in einer Fabrik Zahlungen automatisch auslösen, sobald sie die Lieferung bestellter Produkte registriert hätten. Gerade die Warenlogistik ist aktuell noch sehr dokumentenlastig. Zahlungsprozesse ließen sich so idealerweise grenzüberschreitend vereinfachen und beschleunigen.

Wann kommen die digitalen Zentralbankwährungen?

Die Bahamas haben im Oktober 2020 als erstes Land der Welt eine digitale Zentralbankwährung eingeführt, den „Sand Dollar“. Nach einer Erhebung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) bei mehr als 60 Zentralbanken weltweit loten aktuell 86 Prozent die Möglichkeiten zur Einführung von digitalen Zentralbankwährungen aus. Besonders aufmerksam wird derzeit die Initiative Chinas für einen elektronischen Yuan verfolgt, der in verschiedenen Regionen des Landes schon im Praxistest ist. In Schweden, Musterland einer fast schon bargeldlosen Gesellschaft, startete die Zentralbank 2017 ein Projekt für eine elektronische Krone. Die Untersuchungs- und Testphase ist aber längst noch nicht abgeschlossen. Der digitale Euro wird noch auf sich warten lassen: Die EZB schätzt, dass nach Ablauf der Untersuchungsphase weitere drei Jahre für die Entwicklung benötigt würden.

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