Aktienmärkte: Wie viel Luft ist nach oben?
📢 quirion LIVE 28.03.2024

Die Nicht-Nachricht

Die Nicht-Nachricht

In schöner Regelmäßigkeit widmen sich Experten des Fondsanalysehauses Morningstar einer Fleißaufgabe: Sie ermitteln die Chancen eines aktiven Fonds, eine höhere Rendite zu erwirtschaften als ein vergleichbarer passiver Fonds. Zur Erinnerung: Während bei aktiven Fonds ein teurer Fondsmanager einzelne Wertpapiere aus dem Gesamtmarkt selektiert, investiert ein passiver Fonds schlicht in den Gesamtmarkt und verlangt dafür lediglich einen Bruchteil der Kosten. Welche Anlageform ist die bessere? Die jüngste Morningstar-Studie liefert – als eine Studie unter vielen anderen – die Antwort: In 2018 gelang es lediglich 35 % der aktiven Fonds, ihre passiven Pendants zu übertreffen (die Zahl gilt für den US-Markt, für Europa gibt es das Barometer ebenfalls, mit ähnlichen Ergebnissen). Mit anderen Worten: Kaufte ein Anleger einen aktiven Fonds, betrug die Wahrscheinlichkeit für ein Verlustgeschäft relativ zum Verfolgen einer passiven Anlagestrategie 65 %. Noch deutlicher entscheidet sich das Rennen über längere Zeiträume: Über die letzten 10 Jahre lagen nur noch 24 % der aktiven Fonds vorne. Über noch längere Zeiträume fällt der Wert kontinuierlich weiter ab. Der Kostengegenwind, gegen den sich aktive Fondsmanager stemmen müssen, ist einfach zu stark.

Die empirischen Zahlen – nicht nur die von Morningstar – sind so eindeutig, dass man die Aktiv-passiv-Diskussion getrost als entschieden betrachten kann, vergleichbar mit der Frage, ob Rauchen der Gesundheit schadet. Interessanterweise ergibt sich die generelle Mehrrendite bei passiven Fonds – exaktes Messen vorausgesetzt – sogar mathematisch zwingend. Denn wenn ein aktiver Fondsmanager relativ zum Gesamtmarkt gewinnt, muss dies zwingend auf Kosten eines anderen aktiven Anlegers geschehen. Der Grund: Die Gewinner-Aktien, die im Portfolio des ersten Fondsmanagers liegen, fehlen im Portfolio des zweiten. Passive Investoren machen bei diesem Nullsummenspiel hingegen nicht mit, denn in ihren Portfolios sind alle Aktien des Gesamtmarktes vertreten. Dadurch ist es konstruktionsbedingt unmöglich, spürbar schlechter abzuschneiden als der Gesamtmarkt. Berücksichtigt man im nächsten Schritt, dass aktive Fondsmanager für ihr Nullsummenspiel hohe Gebühren verlangen und dadurch die Fondsrenditen erheblich schmälern (ja, auch die Verliererfonds nehmen hohe Gebühren; zudem weiß im Vorhinein niemand, ob ein Fonds zukünftig zu den Gewinnern oder Verlierern gehören wird), lässt sich das Morningstar-Ergebnis gut verstehen. Auf die strukturelle und zwangsläufige Minderrendite von aktiven Fonds hat der Wirtschafts-Nobelpreisträger William Sharpe übrigens bereits im Jahr 1991 hingewiesen.

Vor diesem Hintergrund ist es auch eine Nicht-Nachricht, wenn boerse.ARD berichtet, dass Robo-Advisor in 2018 eine höhere Rendite erwirtschaftet haben als aktive Fonds. So sehr wir uns über diese Nachricht freuen: Überraschend ist es nicht.

Was die Zahlen von Morningstar aber auch zeigen: Kurzfristige Renditevergleiche sind nutzlos. Wer sich einen aktiven und einen passiven Fonds für Vergleichszwecke ins Depot legt, wird nach ein oder zwei Jahren nicht verlässlich auf die Qualität des Fondsmanagements schließen können. Zufall spielt am Kapitalmarkt einfach eine zu große Rolle. Erst über viele Jahre hinweg kann man davon ausgehen, dass der passive Fonds das Rennen gewinnen wird.

Vermutlich sind uns zukünftige Aktiv-passiv-Studien also keine Nachricht mehr wert. Es ist gut, dass sie weiterhin durchgeführt werden, sicher ist sicher. Darüber berichten muss man aber nicht.

Das zitierte Aktiv-Passiv-Barometer von Morningstar kann hier abgerufen werden. Die angesprochene Studie von William Sharpe finden Sie hier.

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