„Robo-Advisor“ bedeutet so viel wie „Beratungs-Roboter“. Die digitalen Plattformen erleichtern die Finanzplanung und den Vermögensaufbau. Ein typischer Robo-Advisor ermittelt über einen digitalen Fragebogen zunächst unter anderem die Anlageziele, die Risikoneigung und die finanzielle Situation. Die so gewonnenen Daten nutzt der Robo-Advisor, um passende Anlagevorschläge zu machen und das Kapital entsprechend anzulegen. Ein guter Robo-Advisor bietet eine geringe Mindestanlage, niedrige Gebühren, ein wissenschaftlich fundiertes Portfoliomanagement und eine hohe Transparenz.
Auch wenn sich Robo-Advisors teilweise ähneln, gibt es in den Leistungspaketen und in den Anlagestrategien erhebliche Unterschiede. Im folgenden Beitrag erklären wir, warum Robo-Advisors die Geldanlage vereinfachen und nach welchen Kriterien man den besten Robo-Advisor findet. Außerdem erfahren Sie, was Robo-Advisors leisten und was unser Angebot auszeichnet.
Wie verändern Robo-Advisors die Geldanlage?
Finanzdienstleister sind Vorreiter bei digitalen Angeboten von Produkten und Services. Einen Beleg dafür liefert zum Beispiel der dritte Digital Life Index der Digitalberatung Publicis Sapient, der im November 2021 veröffentlicht wurde. In diesem Vergleich zeigt sich: Die Zufriedenheit der Verbraucher mit den digitalen Erfahrungen ist bei Finanzdienstleistern höher als in allen anderen Wirtschaftszweigen wie dem Einzelhandel, der Reise-, der Automobil- oder der Gesundheitsbranche.
Erste Digitalisierungswelle durch Onlinebroker
Finanzdienstleister haben früh auf den Einsatz von digitalen Technologien gesetzt. In den 1990er-Jahren hat zum Beispiel der Markteintritt der Onlinebroker den Wertpapierhandel grundlegend verändert. Sie verbreiteten sich zunächst in den USA. In Deutschland gründete Karl Matthäus Schmidt mit Consors 1994 einen der ersten Onlinebroker. Vor der neuen Konkurrenz durch Onlinebroker waren die Gebühren für Privatanleger sehr hoch. Sie lagen oft bei mindestens einem Prozent des Ordervolumens. Aufträge von Privatkunden wurden vielfach nur einmal am Tag ausgeführt. Der flexible, variable Handel war institutionellen Investoren vorbehalten. Heute ist der flexible Handel rund um die Uhr zu sehr günstigen Konditionen selbstverständlich.
Robo-Advisors digitalisieren die Beratung
Nach dem Wertpapierhandel erreichte die Digitalisierung um die Jahrtausendwende verstärkt die Anlageberatung und Vermögensverwaltung. Automatisierte Software für die Portfolioallokation, also die Zusammenstellung eines Portfolios, gab es bereits seit Anfang der 2000er-Jahre. Sie war aber für die meisten Privatanleger nicht verfügbar, bis die ersten Robo-Advisors an den Markt gingen. Die Ausgangslage: „Unabhängige Vermögensverwalter oder Verwalter bei klassischen Banken rufen oft sechsstellige Mindestanlagen auf“, erklärt Bankgründer Schmidt, der sich nach seinem Engagement bei Consors anderen Projekten zuwandte. „Mit einem Robo-Advisor ist Vermögensverwaltung dank Digitalisierung bereits für kleine Anlagen möglich.“
Robo-Advisors seit 2013 in Deutschland
Zu den Pionieren im Robo-Advice gehört Betterment aus den USA. Dieser unabhängige Robo-Advisor startete 2010 mit der Annahme von Investments. Impulse kamen dabei nicht nur von technologischer Seite. Spätestens im Zuge der Finanzkrise sank das Vertrauen in viele Beratungsangebote. Denn häufig wurden insbesondere hauseigene Produkte vermittelt. Oft standen Vertriebsprovisionen im Vordergrund. In Deutschland war quirion 2013 einer der ersten Robo-Advisors. Dieser gehört mehrheitlich zur Quirin Privatbank, der ersten unabhängigen Honorarberatung in Deutschland. Die hatte Schmidt 2006 gegründet. Das Modell: Die Kunden zahlen für die Beratung, die damit von Vertriebsprovisionen unabhängig bleibt. Schmidt: „Nachdem wir gewissermaßen das Brokerage demokratisiert hatten, wollten wir das auch mit dem Zugang zu einer professionellen Vermögensverwaltung schaffen.“
ETFs helfen beim Aufstieg
Das zunehmende Interesse an Robo-Advice ist eng verknüpft mit der stark gewachsenen Verbreitung von ETFs. Im November 2021 waren nach Angaben des Research-Unternehmens ETFGI weltweit rund 9,7 Billionen US-Dollar in ETFs investiert. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 waren es erst 417 Milliarden US-Dollar. ETF ist die Abkürzung für „Exchange Traded Fund“. Das bedeutet so viel wie „börsengehandelter Fonds“. ETFs werden auch als „passive Fonds“ bezeichnet. Anders als bei aktiven Fonds entscheidet bei diesen nicht ein Fondsmanager über die enthaltenen Werte. ETFs bilden die Wertentwicklung eines zugrunde liegenden Index ab, eines Bündels von Aktien oder Anleihen. Der Handel über die Börse erleichtert Privatanlegern den Kauf und Verkauf solcher Wertpapiere. Die breite Streuung der Fonds mindert die Risiken. Im Vergleich zu aktiven Fonds sind die Produkte wesentlich günstiger. ETFs sind daher ein sehr gutes Instrument, um die Vermögensverwaltung effizienter zu machen.
Robo-Advisors im Vergleich
„Digitales Anlegen erobert die Finanzmärkte“ stellt das Magazin Finanztest in einem großen Robo-Advisor-Vergleich in Ausgabe 7/2021 fest. In der Europäischen Union (EU) liegt Deutschland im Markt für Robo-Advisors an der Spitze. Das zeigen Zahlen des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI). Robo-Advisors verwalteten Ende 2019 in Deutschland rund 7,5 Milliarden Euro in Fonds. Das waren etwa 60 Prozent des EU-weiten, von digitalen Vermögensverwaltern gehaltenen Fondskapitals.
„Robo-Advisor“ ist kein geschützter und klar definierter Begriff. Die Spannbreite von digitalen Tools und Plattformen, die bei der Geldanlage unterstützen, ist inzwischen sehr groß. Laut Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sind Anbieter von Robo-Advice je nach Art und Umfang der angebotenen Dienstleistungen entweder Banken oder Finanzdienstleister, die unter der Aufsicht der BaFin stehen. Oder es sind sogenannte Finanzanlagenvermittler, die von den Industrie- und Handelskammern (IHK) beaufsichtigt werden.
Im engeren Sinne meint „Robo-Advisor“ in der Regel eine digitale Vermögensverwaltung mit Fonds.
„Aktive“ und „passive“ Robo-Advisors
In Vergleichen von digitalen Vermögensverwaltungen mit Fonds wird häufig zwischen „aktiven“ und „passiven“ Ansätzen unterschieden. Die Begriffe führen aber in die Irre, denn auch vermeintlich „passive“ Robo-Advisors wählen die Produkte akribisch aus, behalten die Portfolios kontinuierlich im Auge und passen die Depots regelmäßig an. Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Ansätzen besteht weniger in der Aktivität als vielmehr in der Auffassung darüber, ob sich die Zukunft prognostizieren lässt.
„Aktive“ Robo-Advisors versprechen eine Steuerung der Portfoliogewichtung mit Risikokennzahlen wie zum Beispiel Value at Risk. Der Value at Risk steht für das Risiko, dem der Wert eines Portfolios durch die Schwankungen der Kurse ausgesetzt ist. Diese und ähnliche Risikokennzahlen basieren auf der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Mit ihrer Hilfe sollen die Risiken prognostiziert werden, um so die Höhe der Aktienquote in den Portfolios zu bestimmen. Kritiker bemängeln bei der Orientierung an Risikomaßen wie Value at Risk die Gefahr erheblicher Schätzfehler.
Risikosteuerung ohne Prognose
Bei einem prognosefreien Ansatz wie dem von quirion kommt stattdessen das Rebalancing zum Einsatz. Das bedeutet, dass der Robo-Advisor regelmäßig den Einfluss von Wertschwankungen auf die Portfolio-Gewichtung bereinigt. Die Aktienquote bleibt konstant. Das Risikoprofil des Anlegers bleibt das Richtmaß – unabhängig von Erwartungen zur künftigen Kursentwicklung. Das zahlt sich gerade dann aus, wenn es an den Märkten einmal hektisch wird. In einem Vergleich zur Performance von Robo-Advisors in einer Stressphase kommt das Institut für Vermögensaufbau zu dem Schluss: Schwankt die Aktienquote eines Portfolios mit dem Markt, kann ein Stressereignis zu erheblicheren Rückschlägen führen, als das bei einem Rebalancing der Fall ist.
Welcher Robo-Advisor ist der beste?
Die Frage, welcher Robo-Advisor geeignet ist, muss sich an den individuellen Zielen und Bedürfnissen des Anlegers orientieren. Beim Vergleich der Angebote sind aber einige Kriterien besonders wichtig. So gibt es erhebliche Unterschiede bei den Mindestinvestments – von 1 Euro bis 100.000 Euro. Ein weiteres Kriterium ist die Unabhängigkeit: Wenn der Vermögensverwalter zu einem Emittenten von Anlageprodukten gehört, kann das die Neutralität bei der Produktauswahl stark trüben. Zu den wichtigen Vergleichskriterien zählen darüber hinaus Kosten und Gebühren sowie die Transparenz bei den Produkt- und Kosteninformationen.
Vorsicht bei Performance-Vergleichen
Viele Anleger interessieren sich zudem für einen Performance-Vergleich, also eine Gegenüberstellung der Wertentwicklung der Robo-Advisors. Allerdings: Ein Performance-Vergleich ist aus verschiedenen Gründen irreführend. Zum einen sind viele Robo-Advisors noch jung und können keine langfristigen Performancedaten vorweisen. Zum anderen lassen sich die Strategien nur bedingt vergleichen. Ein Beispiel: Angenommen, ein Robo-Advisor sieht in seiner Strategie für ein „mittleres Risiko“ eine Aktienquote von bis zu 65 Prozent vor und ein anderer eine Aktienquote von 50 Prozent. Dann hat der Anbieter mit der höheren Aktienquote in einem sehr guten Aktienjahr vermutlich die Nase vorn. Das liegt mitunter also allein an den unterschiedlichen Risiko-Definitionen. „Bestenlisten“ verändern sich jedenfalls von Jahr zu Jahr und sogar von Monat zu Monat.
Das Phänomen der Orientierung an Bestenlisten hat einen eigenen Namen: „Performance Chasing“. Übersetzt heißt das so viel wie die „Jagd nach der Wertentwicklung“. „Anleger greifen vielfach auf Ranglisten zurück, die den Erfolg einer Anlagemöglichkeit als Durchschnittsperformance über ein oder mehrere Jahre messen“, beobachtet Philipp Dobbert, Chefvolkswirt bei quirion. Die Gewinner von gestern müssen aber nicht die Gewinner von morgen sein. „Man sollte jedenfalls die Angewohnheit, sich mehr oder weniger ausschließlich an Bestenlisten zu orientieren, auch auf Robo-Advisors nicht anwenden.“ Die Kosten seien im Zweifel wesentlich entscheidender für die Rendite. „Sie gehören zu den wichtigsten Kriterien bei der Geldanlage.“