„Aufklären, aber ohne Zeigefinger“

„Aufklären, aber ohne Zeigefinger“

Ob bei den Finanzen oder beim Konsum: Überall lauern Fallstricke. Die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz fördert Projekte, die vor allem Jüngeren grundlegende Kompetenzen für den Alltag vermitteln – auch mit Unterstützung von quirion. Warum das wichtig ist, erklärt die kommissarische Geschäftsführerin Luise Will.

Die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz setzt sich für mehr Bildung in verschiedenen Bereichen des Konsumalltags ein. Was genau ist das Ziel?

Wir fördern Projekte, die vor allem jüngeren Menschen Wissen zum Umgang mit Themen wie Ernährung, Finanzen, Nachhaltigkeit und Medien vermitteln. In diesem Zusammenhang verstehen wir uns zudem als Plattform für den Austausch verschiedener Akteure – ob aus der breiten Gesellschaft, aus dem Verbraucherschutz, aus der Wirtschaft, der Politik oder der Wissenschaft. Wie etwa jüngst bei unserem Dialogforum „Gute Finfluencer? Schlechte Finfluencer?“. Da waren Schülerinnen und Schüler dabei, der damalige Bundesfinanzminister und zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Institutionen und Unternehmen. Dass auch Martin Daut, CEO von quirion, mit auf dem Podium saß, hat uns sehr gefreut. Denn der Dialog in großer Runde zwischen den verschiedenen Stakeholdern kommt oft zu kurz.

Was war das Ergebnis der Diskussion?

Bei Finfluencern gibt es – wie überall – Licht und Schatten. Wichtig ist, ein kritisches Bewusstsein zu schaffen, um die Guten von den Schlechten unterscheiden zu können. Teil des Forums war auch unser Förderprojekt „Faktencheck Finanzen“. Projektleiter ist Marian Kulig von der Verbraucherzentrale NRW. In seinem Vortrag hat er das Problem sehr schön auf den Punkt gebracht: Es ist nicht verkehrt, vom Finanzerfolg zu träumen. Aber man sollte nicht vergessen, dass viele mehr an das Geld anderer Menschen als an ihre Träume denken. Darauf macht „Faktencheck Finanzen“ immer wieder aufmerksam, in kurzen Clips auf TikTok und YouTube. Also genau da, wo junge Menschen aktiv sind.

Geht es bei den Förderprojekten ausschließlich um Kinder und Jugendliche?

In erster Linie, aber nicht ausschließlich. Gerade bei der Finanzbildung wird zu selten an Ältere gedacht. Wir haben deshalb im Sommer den Fachtag „Finanzkompetenz im Alter – Wissen ist Geld wert!“ unterstützt. Der drehte sich vor allem um die Frage, wie Finanzbildung für Ältere aussehen muss. Die Antwort darauf ist vielschichtig. Klar aber ist: Viele ältere Menschen sind unzureichend auf zentrale finanzielle Herausforderungen vorbereitet.

Die Stiftung Verbraucherschutz besteht nun seit 15 Jahren. Welche Meilensteine ragen heraus?

Ganz sicher gehören die „Verbraucherschulen“ zu den großen Leuchttürmen. Das Projekt wurde 2015 entwickelt. Wir haben uns viele Jahre an der Förderung beteiligt, um das innovative Projekt anzustoßen. Ziel ist, in den verschiedenen Unterrichtsfächern Verbraucherthemen in den schulischen Alltag zu integrieren – und dafür Lehrende zusammenzubringen. Dem Netzwerk sind inzwischen über 500 Schulen angeschlossen. Das Projekt steht im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD, damit es langfristig fortgeführt werden kann. Mehr kann man sich als ehemaliger Förderer kaum wünschen.

Etabliert hat sich auch unser „Bundespreis Verbraucherschutz“. Wir zeichnen Menschen und Organisationen aus, die sich für die Rechte und Interessen von Verbraucherinnen und Verbrauchern einsetzen. Im vergangenen Jahr ging der Preis an AlgorithmWatch. Die gemeinnützige Organisation setzt sich dafür ein, dass Algorithmen und Künstliche Intelligenz Gerechtigkeit, Demokratie, Menschenrechte und Nachhaltigkeit stärken, statt sie zu schwächen.

Woher kommt denn das Geld für die Förderung und die Stiftungsarbeit?

Hauptsächlich finanzieren wir uns durch Spenden von Unternehmen. Wir sind deshalb sehr dankbar dafür, dass quirion uns nun schon seit einigen Jahren unterstützt. Wir sind fest überzeugt, dass sich die von uns geförderten Projekte gesellschaftlich auszahlen. Aber die Ergebnisse unserer Arbeit zeigen sich erst langfristig. Und unsere Themen sind nicht so emotional besetzt wie manche anderen. Das macht das Fundraising zu einer ständigen Herausforderung.

Wenn Sie sich persönlich Projekte aussuchen dürften, in welcher Richtung würden Sie sich gerne noch stärker engagieren?

Eine besondere Herzensangelegenheit sind für mich Projekte, die jungen Menschen Knowhow zum Umgang mit digitalen Medien oder Künstlicher Intelligenz vermitteln. Da sehe ich noch enormen Bedarf. Wobei es auf die richtige Ansprache ankommt: Aufklären, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Diesen Anspruch verfolgen wir eigentlich immer.

Mehr über die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz erfährst du hier.

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