Aktienmärkte: Wie viel Luft ist nach oben?
📢 quirion LIVE 28.03.2024

Die teuerste Pizza aller Zeiten

Die teuerste Pizza aller Zeiten

384 Millionen Dollar für zwei Pizzen. Ich dachte, ich lese nicht richtig. Im Mai 2010 kaufte Laszlo Hanyecz zwei Pizzen im Wert von 41 US-Dollar – und bezahlte als erster Mensch mit Bitcoins. Die 10.000 digitalen Münzen, mit denen er damals die Rechnung beglich, sind heute unglaubliche 384 Millionen US-Dollar wert.¹

Da bekomme selbst ich als langjähriger Banker leichtes Herzflattern. Mit Geschichten wie dieser wird der aktuelle Hype um Bitcoin, die bekannteste aller Kryptowährungen, derzeit immer weiter befeuert. Die Nachrichten überschlagen sich, kein Tag vergeht ohne neue spektakuläre Schlagzeilen. Kam Ihnen da nicht auch schon mal der Gedanke „Hätte ich damals nur welche gekauft, ganz am Anfang, als sie noch so wahnsinnig günstig waren“, als Sie zum gefühlt zehnten Mal gelesen haben, dass die Bitcoin-Kurse zuletzt regelrecht durch die Decke geschossen sind?

Eine andere verrückte Geschichte ist die des Deutschen, der in den USA lebt und der den Zugangscode zu seinem Bitcoin-Tresor vergessen hat. Er besitzt Bitcoins im Gegenwert von rund 220 Millionen US-Dollar, kommt an dieses unglaubliche Vermögen aber nicht heran, wenn ihm der Code nicht wieder einfällt². Zwei von zehn Versuchen bleiben ihm noch, den passenden Code einzugeben – ansonsten bleibt das Vermögen für immer unerreichbar. Es ist dann nicht mehr als ein paar verschlüsselte Bits und Bytes auf einem USB-Stick.

Mediales Interesse ist enorm und spekulative Käufer lassen Kurse steigen

Rund um den Bitcoin ist ein regelrechter Hype entstanden – nicht wenige Anleger wollen dabei sein und jagen dem scheinbar schnellen Geld hinterher. Die Kurse vieler Kryptowährungen befinden sich derzeit auf einem Allzeithoch, nicht selten sind sie seit Auflage der digitalen Währung um mehrere tausend Prozent gestiegen.

Und glaubt man bestimmten Analysten, dann ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Sie gehen beispielsweise mit Blick auf den Bitcoin von denkbaren Kursen um die 100.000 Euro (!) aus, aktuell steht er bei etwa 30.000 Euro. Ich bin seit mehreren Jahrzehnten am Kapitalmarkt aktiv – privat und beruflich, ich habe Fehler gemacht und viel gelernt dabei – und sage deshalb aufgrund meiner langjährigen Erfahrung: Wenn ich diese euphorischen Schlagzeilen lese, klingeln bei mir sämtliche Alarmglocken.

Der Traum vom schnellen Reichtum

Das Fatale: Anlegern wird mit diesen extrem hohen Kurszielen suggeriert, was bekanntermaßen der älteste Menschheitstraum schlechthin ist: schneller Reichtum ohne viel Aufwand und Arbeit. Für mich ist es eher ein Albtraum: Erinnerungen an den Neuen Markt, an das Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende und an diverse Betrugsvorwürfe und –fälle, wie Infomatec, EM.TV oder Teldafax drängen sich mir auf. Dabei faszinieren mich die Technik und die Idee der Kryptowährungen natürlich schon per se. Denn sie haben unbestreitbar Potenzial in vielerlei Hinsicht. Und trotzdem ist Vorsicht geboten.

Geldverkehr ohne prüfende Instanz

Doch was verbirgt sich eigentlich hinter Kryptowährungen, von denen es mittlerweile ziemlich viele gibt? Kurz gesagt: Es sind künstlich an Rechnern geschaffene Digitalwährungen. Sie entstehen durch das Lösen komplexer mathematischer Aufgaben. Diese Berechnungen übernehmen die Hochleistungscomputer von sogenannten Minern auf der ganzen Welt – sie „schürfen“ das digitale Gold.

Das Besondere dabei ist, dass die digitalen Währungen dezentral verwaltet und international gültig sind, aber nicht wie sonst von einer Regierung, Behörde oder Bank zentral organisiert werden. Sämtliche Transaktionen und auch die Erschaffung laufen dezentral über das Rechnernetz aller Teilnehmer ab. Die Miner erbringen dabei den digitalen Service, diese Transaktionen zu sichern und fälschungssicher zu dokumentieren. Für diese Services, für seine „Schürf“-Dienste, erhält der Miner Bitcoins. Der Bitcoin ist also die Entlohnung der Miner, die ihre Rechenzentren für diese Transaktionen zur Verfügung stellen. Die Gesamtzahl der Bitcoins ist auf 21 Millionen begrenzt. Aktuell wurden bereits rund 18,5 Millionen Bitcoins geschürft.

Bitcoins stehen für einen alternativen Gesellschaftsentwurf

Wenn man weiß, was hinter Bitcoins steckt, dann erkennt man auch schnell den Grund für den aktuellen Hype. Erstmalig wurde durch die digitalen Münzen die Möglichkeit einer dezentral organisierten Gesellschaft ins Spiel gebracht, in der es keine zentralen Instanzen (Notenbanken oder – ganz einfach – das Grundbuch) mehr gibt. Sprich, die hinter dem Bitcoin stehende Blockchain-Technologie ermöglicht nicht nur Kryptowährungen, sondern kann die Gesellschaft und den Alltag von uns allen verändern. Sie könnte Banken und Notare ersetzen – und damit ungeheure Effizienzgewinne bringen.

Die Vorteile: nicht umkehrbar und fälschungssicher

Die speziellen Eigenschaften von Bitcoins bieten einige Vorteile: Sie sind schnell, anonym und die mit ihnen getätigten Transaktionen unumkehrbar und fälschungssicher. Anhängern gelten sie als DAS Zahlungsmittel der Zukunft. Es gibt Parallelen zum Gold, zum Beispiel die Knappheit und die darauf basierende Relevanz als Wertaufbewahrungsobjekt. Da das Schürfen der Bitcoins auf 21 Millionen Münzen begrenzt ist, sind Bitcoins ein knapper, digitaler Rohstoff – und weil das Verständnis dafür stetig wächst, steigt der Bitcoin-Preis.

Von diesen Vorteilen war seinerzeit scheinbar auch eine Kundin angetan, die mir vor zwei Jahren auf einer Veranstaltung der Quirin Privatbank zurief, dass sie noch nie Aktien besessen habe, weil sie ihr zu gefährlich seien, dass sie aber kürzlich Bitcoins erworben habe. Da war ich erstmal sprachlos. Gerade für sicherheitsorientierte Anleger (wie diese Kundin es offensichtlich war), sind Bitcoins ungeeignet. Es lässt sich kein fundamentaler (fairer) Wert errechnen und es ist reine Spekulation, wie sich die Kurse in Zukunft entwickeln werden.

Die Nachteile: intransparent, illiquide, kein Sachwert dahinter

Neben den Chancen bergen Kryptowährungen wie Bitcoin auch Risiken. So sind sie beispielsweise viel zu illiquide, man kann derzeit kaum damit bezahlen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Online-Bezahldienstleister PayPal angekündigt hat, künftig auch Bitcoin für Zahlungen zuzulassen.

Das Argument, die digitale Währung erleichtere die Zahlungsabwicklung, ist eine glatte Fehleinschätzung, wenn Sie mich fragen! Wie sollen bei Kursschwanken von oft mehreren tausend Euro innerhalb eines Tages Ein- und Verkäufe, Miet- und Kreditverträge geplant und berechnet werden? Zudem können irrtümliche bzw. fehlerhafte Zahlungen nicht rückabgewickelt und Hackerangriffe nicht gänzlich ausgeschlossen werden.

Außerdem besteht eine aus Anlegersicht ungünstige Ballung: Gegenwärtig besitzen 1.900 „Großanleger“ etwa 41 Prozent der digitalen Währung. Steigt ein Großanleger aus, kann es zu einem erheblichen Kursrutsch kommen.

Kryptowährungen sind zudem sehr viel stärker von der Akzeptanz in der Bevölkerung abhängig als andere Anlagegüter, da kein Sachwert dahintersteht wie bei Aktien oder Anleihen. Hinter herkömmlichen Währungen wiederum stehen Zentralbanken. Für den Bitcoin hingegen gibt es keinen fundamentalen Wert, sondern nur einen Preis. Und letztlich sind Bitcoins ein Stück Technik – wenn sie sich nicht weiterentwickeln, werden sie zukünftig durch bessere ersetzt werden.

Manch ein Anleger sieht den Bitcoin trotzdem schon als Alternative zu den Zentralbanken und dem sogenannten „Fiat Money“ (Objekt ohne inneren Wert, das als Tauschmittel dient). Dabei hat Geld im Wesentlichen drei Funktionen: es ist Recheneinheit, allgemein akzeptiertes Tausch-  und Wertaufbewahrungsmittel. Der Bitcoin ist allenfalls als Recheneinheit in der derzeitigen Form brauchbar. Für die anderen Funktionen hingegen ist er untauglich: Als Tauschmittel wird er noch viel zu wenig akzeptiert und zur Wertaufbewahrung ist er – im Gegensatz zu Gold – viel zu spekulativ. Man soll ja niemals nie sagen, aber bevor der Bitcoin staatlich kontrolliertes Geld ersetzen kann, müssen noch einige gravierende Probleme gelöst werden.

Ökologischer Wahnsinn

Ein weiterer wichtiger Aspekt für uns als Quirin Privatbank ist der Nachhaltigkeitsaspekt, der für uns kein bloßes Lippenbekenntnis, sondern ein ernsthaftes Anliegen ist. Die Herstellung und Nutzung von Bitcoins verbraucht eine schier unvorstellbare Menge Energie.

Es ist paradox: Immer mehr Menschen wollen ihr Geld sinnvoll und nachhaltig anlegen, gleichzeitig liebäugeln viele mit einer Digitalwährung, die durch ihren enormen Stromverbrauch regelrecht zur „Schmuddelwährung“ Nummer eins geworden ist. Wie viel Energie Bitcoin konkret frisst, berechnet der „Consumption Index“. Der Blick auf eine einzelne Transaktion muss nicht nur Klimaaktivisten das Fürchten lehren: Der Stromverbrauch ist so hoch wie jener eines amerikanischen Durchschnittshaushalts in 23 Tagen, aufs Jahr gerechnet verbraucht Bitcoin mehr Strom als die gesamte Schweiz.

Möglicherweise härtere staatliche Regulierung

Klimapolitische Überlegungen sowie die starke Nutzung im Darknet (anonymes Netz) könnten letztlich dazu führen, dass Staaten die Herstellung von Bitcoins verbieten oder die Gewinne aus entsprechenden Transaktionen mit hohen Steuern belegen. Falls sich eine nennenswerte Anzahl von Ländern zu einem solchen Schritt entschließen würde, dürften Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der Bitcoins aufkommen und den Preis stark drücken.

Last, but not least: Langfristig stellt sich zudem die Frage, ob es Bitcoin & Co. schaffen werden, das Vertrauen von mehr Investoren zu gewinnen. Bislang steht der Ruf der Kryptowährungen als gern genutztes Mittel zur Terrorismusfinanzierung und Geldwäsche dem aber maßgeblich entgegen. Auch die Betreiber einiger Handelsplattformen müssen sich regelmäßig mit Vorwürfen der Marktmanipulation und des laxen Anlegerschutzes auseinandersetzen.

Finger weg von Bitcoins – es sei denn, Sie brauchen Nervenkitzel

So faszinierend ich die Idee hinter der digitalen Währung und die technische Umsetzung einerseits finde, so abschreckend ist das Thema andererseits für mich, wenn ich es durch meine Anlegerbrille näher betrachte. Um es klar und deutlich zu sagen: Eine Investition in Bitcoins ist und bleibt reine Spielerei und Spekulation, denn niemand kann abschätzen, wann sich die Kurse wohin entwickeln werden. Natürlich kann der Bitcoin-Kurs durchaus weitere Höhen erklimmen. Aber ein Wertanstieg lässt sich in keiner Weise durch realwirtschaftliche Entwicklungen erklären oder gar voraussagen. Um mit Bitcoins reich(er) zu werden, muss man immer jemanden finden, der die digitale Währung kauft und bereit ist, mehr als den eigenen Einstandspreis zu bezahlen – ein gewagtes Spiel.

Und wie wir aus früheren Spekulationsblasen wissen, locken heftige Kursanstiege immer neue Käufer an, die die Kurse weiter befeuern – bis das Kartenhaus einstürzt. Darum kann man den Hype um den Bitcoin durchaus mit der Situation in Holland Mitte des 17. Jahrhunderts vergleichen. Damals hatte eine Spekulationswelle um Tulpenzwiebeln dafür gesorgt, dass der Preis einer einzigen Zwiebel den eines Einfamilienhauses erreichte. Die Tulpen waren dabei nicht die erste Spekulationswelle in der Menschheitsgeschichte und die Bitcoins werden sicherlich nicht die letzte sein.

Die Krönung in Sachen Kryptowährungen ist: Jene, die die digitalen Währungen so hochjubeln, besitzen oft gar keine, sondern zocken nur mit (gehebelten) Zertifikaten auf selbige. So waren im vergangenen Jahr Zertifikate auf den Bitcoin mit einem Umsatz von 199 Millionen Euro erneut das meistgehandelte Produkt an der Frankfurter Zertifikatebörse³. Das ruft auch die Aufsichtsbehörden auf den Plan: So plädierte erst kürzlich die EZB-Chefin Christine Lagarde für eine weltweite Regulierung, da Bitcoins hochspekulative Anlageobjekte seien.

Deshalb gilt für das Gros der Anleger: Finger weg! Der Bitcoin ist und bleibt nichts anderes als ein künstlich geschaffenes Gebilde und ein Spielzeug für Zocker. Sie, liebe Leserinnen und Leser, wissen doch, wie es besser geht: mit breit gestreuten Investitionen, hinter denen echte Substanz – nämlich beispielsweise Unternehmen – steckt statt bloßer Spekulation. Das schont die Nerven und schützt Ihr Vermögen – möglicherweise sogar vor dem Totalverlust.

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¹FAZ vom 10.Januar 2021: "Der Hype um Bitcoin"

²https://www.tagesschau.de/wirtschaft/bitcoin-passwort-vergessen-101.html

³https://finanzbusiness.de/nachrichten/fintech/article12689475.ec

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