Wenn Anlegerinnen und Anleger aus Europa in US-Aktien investieren, spiegelt sich deren Wertentwicklung in ihrem Portfolio nicht eins zu eins. Grund dafür sind die Wechselkursbewegungen bei Dollar und Euro. Warum es ratsam ist, die einfach hinzunehmen.
Nach dem kurzen Einbruch im April haben US-Aktien rasch wieder neue Rekorde erreicht. Doch Anlegerinnen und Anleger in Europa konnten sich über den Aufschwung nicht so richtig freuen. Grund dafür war der schwache Dollar. Investiert man von Europa aus in US-Aktien, gilt die Faustregel: Steigt der Dollar zum Euro, bringt das zusätzlich Rendite. Wenn der Dollar jedoch sinkt, wirkt sich das negativ aus.
Bis Mitte Juli lag die US-Währung gegenüber dem Euro mit rund 11 Prozent im Minus. „Das Ausmaß ist gar nicht so dramatisch“, erklärt Philipp Dobbert, Leiter der Vermögensverwaltung bei quirion und bei der Quirin Privatbank. „Aber die Geschwindigkeit der Bewegung ist schon außergewöhnlich gewesen.“

Zurückzuführen ist die Dollarschwäche vor allem auf die Politik von US-Präsident Donald Trump. „Wenn man öffentlich darüber nachdenkt, ob ausländische Gläubiger im Nachhinein zu 100-jährigen Laufzeiten gezwungen werden können, führt das natürlich zu Misstrauen“, stellt Dobbert fest. Auch die hohen Staatsschulden, die sich durch die „Big Beautifull Bill“ noch ausweiten, machen US-Staatsanleihen nicht attraktiver. Und hohe Zölle schränken den Handel ein. All diese Faktoren dämpfen die Dollar-Nachfrage.
So fragt sich nun der eine oder die andere, ob es sinnvoll wäre, US-Aktien aus dem Weg zu gehen. Oder zumindest das Portfolio gegen Währungsschwankungen abzusichern. „Was manchen naheliegend erscheint, wäre für den langfristigen Vermögensaufbau aber grundverkehrt“, sagt Dobbert.
Sicherung mit vielen Unsicherheiten
Währungsbewegungen sind von vielen Faktoren abhängig. Und wie alle anderen Kursbewegungen nicht prognostizierbar. Niemand kann den Verlauf verlässlich voraussagen. Dass es immer wieder hin- und hergeht, zeigt ein Rückblick.
Weil man aber nie genau sagen kann, wann und wie stark sich die Wechselkurse verändern, müsste man die Währungssicherung umfassend und dauerhaft einrichten. Nur so wäre das Portfolio bei Abwärtsbewegungen des US-Dollar auch wirklich geschützt. Das aber hat große Nachteile: „Zum einen profitieren währungsgesicherte Portfolios nicht von Währungsgewinnen. Zum anderen gehen die Kosten der Absicherung dauerhaft zu Lasten der Rendite“, erläutert Dobbert. Dazu kommt: Meistens schwanken Währungen weniger stark als Aktienkurse. „Das Risiko eines global aufgestellten Portfolios verändert sich durch eine Währungssicherung also nicht signifikant.“ Deshalb sichere man die Aktienportfolios von quirion nicht gegen Währungsschwankungen ab.
US-Aktien sind unverzichtbar
Weil die Anlagestrategen von quirion sich nicht auf Prognosen stützen, verändern sie auch nicht aufgrund irgendwelcher Markterwartungen die Gewichtungen in den Portfolios. Für sie zählt die Marktkapitalisierung. „Der US-Aktienmarkt ist mit Abstand der bedeutendste der Welt, daran hat sich nichts verändert“, zeigt Dobbert auf. „In einem diversifizierten Weltportfolio sollte er eine entsprechende Rolle spielen.“
Im globalen ETF-Portfolio von quirion haben US-Aktien derzeit ein Gewicht von rund 50 Prozent. Zum Vergleich: Im beliebten MSCI World liegt der US-Anteil bei rund 70 Prozent. „Die hohe Konzentration dieses Index in den USA war immer schon ein Risiko – nicht erst seit Beginn dieses Jahres“, erklärt Dobbert. Im globalen ETF-Portfolio wegen aktueller Marktentwicklungen aber nun das US-Gewicht noch weiter zu reduzieren, würde das Risiko des Portfolios nicht senken – im Gegenteil: „Jede Konzentration ist eine Wette auf eine bestimmte Börsenentwicklung.“ Das steigere die Gefahr, auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.
„Wenn ich mit Aktien langfristig Vermögen aufbauen will, ist der Blick auf die Performance einiger Monate unwesentlich“, betont Dobbert. „Trends bei einzelnen Aktien, Branchen oder Regionen verändern sich dauernd. Aber niemand kann verlässlich sagen, wann genau das passiert.“ Der Versuch, einen möglichst günstigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden, sei reine Glückssache, auch für Anlageprofis. „Es bringt nichts, einzelnen Trends hinterherzulaufen“, unterstreicht Dobbert. „Der sinnvollste Weg zum Anlageerfolg bleibt eine breite Streuung, die man konsequent beibehält.“
Mehr über die Vorteile eines diversifizierten Portfolios gibt es hier.