KI: Haben die Märkte mal wieder übertrieben?

KI: Haben die Märkte mal wieder übertrieben?

Angesichts der Bewertungen von Aktien rund um Künstliche Intelligenz (KI) kann einem manchmal schwindelig werden. Nun geht die Angst vor einer Blase um. Wie Anlegerinnen und Anleger damit umgehen sollten.

Die Restaurantkette Kkanbu Chicken ist in Korea sehr beliebt. Große Schlagzeilen machte sie Ende Oktober aber nicht wegen der besonders knusprigen Hähnchen. Sondern wegen des Besuchs von drei besonderen Gästen: Jensen Huang, CEO von Nvidia, Lee Jae-yong, Vorsitzender von Samsung Electronics, und Chung Eui-sun, Vorstandsvorsitzender der Hyundai Motor Group. Das Bild, auf dem sich das Trio in einer Filiale in Seoul beim gemeinsamen Bier zuprostet, ging um die Welt.

Der Nvidia-Chef hat dank KI-Boom inzwischen einen Popstar-Status. Überraschend war aber nicht bloß der Auftritt. Sondern auch, dass dieser am nächsten Tag an der Börse in Seoul für Kurssprünge bei Unternehmen aus dem Bereich Geflügelverarbeitung sorgte. Kkanbu Chicken selbst ist nicht mal börsennotiert.

Übertreibungen gibt es an den Aktienmärkten öfters. Und viele fragen sich gerade, ob nicht die ganze Euphorie rund um KI-Aktien völlig übertrieben ist. Nvidia hat im Oktober phasenweise eine Bewertung von 5 Billionen Dollar erreicht, als erstes Unternehmen der Welt. Zum Vergleich: Der gesamte deutsche Aktienmarkt brachte es in dieser Zeit gerade einmal auf rund 3 Billionen US-Dollar.

Die hohen Bewertungen von Aktien mit KI-Bezug und die Billionen schweren Investitionen in die KI-Infrastruktur sind vielen unheimlich. Sie befürchten, es könnte so kommen wie Ende der 1990er, als die Internetblase platzte. US-Notenbankchef Jerome Powell zeigt sich bislang gelassen: Er glaubt nicht an eine Blase, sagte er auf einer Pressekonferenz im Oktober. Und sieht einen wesentlichen Unterschied zu den Dotcom-Zeiten darin, dass viele KI-Unternehmen bereits beachtliche Erträge vorweisen können. Nvidia hat im November für das dritte Quartal einen Gewinnsprung von 65 Prozent auf 31,9 Milliarden Dollar gemeldet, mit positivem Ausblick für das weitere Geschäft.

Mit Überraschungen rechnen

In den vergangenen Jahren wurde bereits oft diskutiert, ob Tech-Unternehmen zu hoch bewertet sind. „Wenn von einer zu hohen Bewertung die Rede ist, scheint schon klar zu sein, dass die Kurse bald sinken müssen“, stellt Philipp Dobbert fest, Leiter der Vermögensverwaltung bei quirion und bei der Quirin Privatbank. „Doch es gibt keine Methode, mit der sich verlässlich feststellen ließe, welche Bewertung genau richtig ist.“ Darüber könne immer nur spekuliert werden. „Die Kurse spiegeln Erwartungen an die Zukunft. Die können erfüllt, übertroffen oder enttäuscht werden.“

Überraschungen gehören an den Märkten dazu. Sie können negativ oder positiv ausfallen. 2023 und 2024 beispielsweise ging unter anderem die Angst vor einer möglichen US-Rezession um. Der große wirtschaftliche Einbruch blieb aus. Der S&P 500 schaffte es in beiden Jahren jeweils auf ein Plus von über 20 Prozent. „Im Vorhinein hatte damit niemand gerechnet“, betont Dobbert.

Im ersten Quartal 2025 haben US-Aktien zunächst Schwäche gezeigt. Trumps Zollchaos führte zu großer Nervosität. Mit den sinkenden Kursen hörte man im März und April dann oft den Rat, US-Aktien besser zu meiden. Kurz später begann jedoch eine monatelange Aufholjagd, die den Markt wieder auf neue Rekordhochs führte. Bis nun die Debatte um eine mögliche Spekulationsblase für Unruhe sorgte.

Bloß kein Markttiming

„Der nächste Crash kommt bestimmt“, unterstreicht Dobbert. Nur wisse eben niemand, wann genau das passiere und wie lange er dauere. „Man sollte jedenfalls nicht versuchen, einen optimalen Ausstiegszeitpunkt zu treffen. In den allermeisten Fällen geht das schief.“

Angenommen, die Kurse bröckeln und man steigt aus. Vielleicht geht es noch eine Weile abwärts, und man fühlt sich bestätigt. „Das Problem ist der Wiedereinstieg. Es gibt nie einen Zeitpunkt, an dem alle Fragen geklärt und alle Risiken ausgeräumt sind“, zeigt Dobbert auf. „Wir haben schon oft beobachtet, dass durch einen sehr späten Wiedereinstieg viel Rendite verpasst wurde.“

Stressfrei anlegen

Wie sollen Anlegerinnen und Anleger der Unsicherheit begegnen? „Mit einem möglichst breit gestreuten Portfolio, in dem man in allen Marktphasen investiert bleibt“, sagt Dobbert. Langfristig sei der Trend am Aktienmarkt aufwärtsgerichtet. Was darauf zurückzuführen sei, dass Aktien an Unternehmen beteiligen und damit an der Wirtschaft. Die Marktwirtschaft wiederum sei prinzipiell auf Wachstum ausgelegt.

Mit einer möglichst breiten Streuung kann man die Renditechancen der Aktienmärkte nutzen, ohne unnötige Risiken einzugehen. Denn auch wenn die Kurse keine Obergrenze haben: Einzelne Unternehmen kommen und gehen. Ein Trend-Sektor kann seine Strahlkraft verlieren, eine Anlageregion lange Zeit in eine Krise geraten. „Solche Risiken kann man am besten mit Diversifikation minimieren“, stellt Dobbert fest. „Mit einem so breit gestreuten Portfolio wie unserem globalen ETF-Portfolio kann man in jeder Marktlage gelassen bleiben.“

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