Anlagestrategie: Besser offensiv oder defensiv?
📢 quirion LIVE 25.04.2024

Neuer Markt 2.0: Deutsche Börse will mit Scale auch Privatanleger ansprechen

Neuer Markt 2.0: Deutsche Börse will mit Scale auch Privatanleger ansprechen

Wahrscheinlich war die Idee gar nicht so schlecht, den Namen für ein neues Börsensegment im Rahmen eines Wettbewerbs auszuschreiben. So erhielt die Deutsche Börse frühzeitig ein Stimmungsbild und konnte die öffentliche Diskussion beobachten. Nach den bitteren Erfahrungen, die man mit dem Neuen Markt gemacht hatte, wollte man sich vorsichtig an einen Ersatz für den aktuellen Entry Standard für Aktien und Unternehmensanleihen herantasten.

Damals, um die Jahrtausendwende hatten auch viele Privatanleger – geblendet vom Internet-Hype und wilden Gewinnversprechen – ihr Erspartes in die Firmen der New Economy investiert. Man riss sich förmlich um die Papiere, obwohl schon damals Börsianer die Substanz vieler Geschäftsmodelle infrage stellten. Es kam, wie es kommen musste: Die Dotcom-Blase platzte, das Geld war verloren, Firmen verschwanden so schnell wie sie aufgestiegen waren und nach nur sechs Jahren beendete die Deutsche Börse 2003 das Kapitel Neuer Markt.

Hohe Anforderungen an Kommunikation und Transparenz

Jetzt also ein Neuanfang. 550 Vorschläge gingen zur Namensgebung ein. Und seit Anfang Februar steht fest: Das neue Segment soll Scale heißen. Was übersetzt so viel bedeutet wie Rahmen, Ausmaß oder Maßstab, klingt zunächst um einiges griffiger als die anderen Segmente des Primary Market: General Standard und Prime Standard.  Aber ist der neue Rahmen auch geeignet, das Vertrauen in den neuen „Neuen Markt“ wiederherzustellen? Börsen-Chef Carsten Kengeter beschreibt das generelle Ziel: „Von unserem neuen Segment werden vor allem kleine und mittelständische Unternehmen profitieren, denn hier ist der Bedarf an einem besseren Zugang zu Eigenkapital besonders groß.“ Zudem erhofft man sich einen Schub für Börsengänge. Skandale sollen der Vergangenheit angehören.

Eine Reihe von Schutzmechanismen sollen eine erneute Blasenbildung oder die schlechten Erfahrungen mit dem Entry Standard verhindern. Voraussetzung für die Aufnahme sind ein Jahresumsatz von mindestens zehn Millionen Euro und ein positives Eigenkapital. Unternehmen müssen darüber hinaus die Zusammenarbeit mit einem Deutsche Börse Capital Market Partner nachweisen, der die Eignung für das Segment prüft und das Unternehmen auch nach dem Börsengang betreut. Ebenfalls verpflichtend sind die von der Deutschen Börse beauftragten und bezahlten Research-Reports, die von Edison Investment Research und Morningstar erstellt werden. Christoph Gerlinger, Chef der Deutsche Startups Group, ist überzeugt: „Die neuen Kriterien helfen guten Emittenten, sich von unseriösen, zu kleinen und unreifen Unternehmen zu differenzieren, und erleichtern es ihnen so, das Vertrauen der Investoren zu gewinnen.“

7%

der Deutschen haben direkt in Aktien investiert. Das bedeutet, das nach wie vor viele Menschen eine große Chance verschenken, ihr Kapital zu mehren.

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Nicht der Euphorie verfallen

Adressat seien in erster Linie kleinere institutionelle Anleger, erklärt Deutsche-Börse-Kassamarkt-Chefin Hauke Stars. „Aber auch Privatanleger sollen eine Rolle spielen und durch zusätzliche Informationen leichter Anlageentscheidungen treffen können“, sagte sie im Interview mit dem Handelsblatt. Sie spricht weiter einen wichtigen Punkt an: „Leider sind nur sieben Prozent der Deutschen direkt in Aktien investiert. Damit verschenken viele Menschen eine große Chance, ihr Kapital zu mehren. Denn Aktien bieten langfristig das beste Risiko-Ertrags-Verhältnis, das zeigen viele Studien.“

Bei aller Euphorie und vermeintlichen Schutzmechanismen ist Vorsicht geboten. Die Anlage in Einzeltitel oder in ein einzelnes Segment ist immer mit hohen Risiken verbunden. „Eine Anlagestrategie sollte immer verschiedene Anlageinstrumente kombinieren – und zwar global“, sagt Philipp Dobbert, Chefvolkswirt der Quirin Privatbank. „Langfristig deutlich erfolgreicher ist, wer als Anleger genau diejenige Risiko- und damit Aktienquote für den eigenen Vermögensaufbau wählt, die unter Rendite- und eben auch unter Risikogesichtspunkten zu den eigenen Zielen und Bedürfnissen passt.“

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