Sich bei der Geldanlage auf die eigene Intuition zu verlassen, führt schnell in die Irre. Ein Blick auf vier besonders häufige Denkfehler. Und was man tun kann, um sie zu vermeiden.
Manchmal scheint man die Dinge ganz klar zu sehen. Und dann passiert es. Eine leicht veränderte Perspektive deckt auf, dass alles ganz anders ist. Wie bei optischen Täuschungen, etwa der berühmten Müller-Lyer-Illusion. Das Phänomen: Eine Gerade wirkt ganz unterschiedlich lang, wenn an ihren Enden Pfeile nach innen oder außen zeigen. Obwohl sie eigentlich gleich lang sind. Wehren kann man sich gegen den Wahrnehmungsfehler nur mit Mühe. Man muss Hilfslinien einzeichnen, um sich vor Augen zu führen, was wirklich der Fall ist.

Ganz ähnlich wirken sogenannte kognitive Verzerrungen. Menschen haben intuitiv bestimmte Verhaltensneigungen, die teilweise tief im Gehirn verankert sind. Und die beeinflussen auch Entscheidungen bei der Geldanlage. Meist mit schmerzlichen Folgen.
1) „Jetzt muss ich umdenken.“
Menschen neigen zum Beispiel grundsätzlich dazu, aktuelle Informationen oder Ereignisse für besonders wichtig zu halten. Jedenfalls für relevanter als solche, die länger zurückliegen. In der Behavioral Finance, der verhaltensorientierten Finanzmarkttheorie, nennt man dieses Phänomen „Recency Bias“. Wer Geld an den Kapitalmärkten anlegt, spürt diese Aktualitätsverzerrung besonders bei stärkeren Kursbewegungen.
Das Phänomen ließ sich in diesem Jahr wieder gut beobachten. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der die US-Börsen andere Regionen in den Schatten stellten, lief es gerade in den ersten vier Monaten dort nicht ganz so rund. Die Aufregung um Trumps Zölle, ein kleiner Schwächeanfall beim Dollar: Schon wurde die Geldanlage am amerikanischen Aktienmarkt generell infrage gestellt.
Unser Tipp: An den Aktienmärkten hilft dir eine langfristige Perspektive, Entwicklungen besser einzuordnen.

2) „Das darf ich nicht verpassen.“
Mit dem „Recency Bias“ eng verbunden ist die Jagd nach dem nächsten Überflieger. Denn immer steigen irgendwo die Kurse gerade besonders stark. In der Corona-Krise galt das beispielsweise für das Biotech-Unternehmen BioNTech. Im Sommer 2021 überschlugen sich die Medien vor Begeisterung. Und schürten die Angst, etwas zu verpassen. Die Aktie stieg auf über 300 Euro. Anfang September 2025 notierte sie unter 90 Euro. Dazwischen liegen „nur“ rund vier Jahre. Aber die Schlagzeilen wirken inzwischen wie aus einer anderen Zeit.

Heute sind andere Aktien angeblich eine „Gelddruckmaschine“. Irgendwelche sind es immer. Irgendwer „weiß“ immer, auf was man jetzt setzen „muss“.
Unser Tipp: Der Weg zu deinen Anlagezielen führt über eine konsequente Strategie. Wenn die richtig aufgestellt ist, kannst du dir viel Aufregung und Enttäuschung ersparen.
3) „Ich habs gewusst.“
Menschen neigen nicht nur dazu, aktuelle Trends zu überschätzen. Sondern auch dazu, in der Rückschau Entwicklungen als viel vorhersehbarer einzustufen, als sie es eigentlich waren. Die Psychologie nennt das „Hindsight Bias“. Und meint damit Sprüche nach dem Muster: „War doch klar, dass dieser Markt durch die Decke geht.“ Manchmal sagt man das zu sich selbst. Manchmal hört man das von anderen.
Wer wusste, wie die Dinge kommen mussten, traut sich auch zu, die Zukunft vorauszusehen. Und dann wird es so richtig riskant. Denn einzelne Entwicklungen an den Finanzmärkten lassen sich nie verlässlich prognostizieren.

Unser Tipp: Misstraue allen Prognosen bei der Geldanlage. Die sind kein solides Fundament für die Anlagestrategie.
4) „Ich investiere nur in die Besten.“
Rankings sind sehr beliebt. Etwa bei der Suche nach Anlageprodukten wie klassischen aktiven Fonds. Rankings zeigen scheinbar auf einen Blick, wo es sich zu investieren lohnt. Doch Vorsicht: Dem Vertrauen auf solche Rankings liegen gleich zwei Missverständnisse zugrunde.
Das erste Missverständnis hängt mit der Neigung zusammen, Fachleuten mehr oder weniger „blind“ zu vertrauen („Authority Bias“). Auch Anlageexpertinnen und -experten haben keine Glaskugel. Sie können im Vorhinein nicht wissen, welche Marktsegmente und Einzeltitel künftig herausragen. Das aber müssten sie einschätzen können, um mit aktivem Fondsmanagement systematisch den breiteren Markt zu übertreffen. Dass dies nur wenigen gelingt, zeigen Untersuchungen immer wieder. Eine Studie von S&P Global aus dem März belegte das unter anderem für auf Euro lautende, global investierende Aktienfonds: 2024 haben sich demnach 91 Prozent schlechter entwickelt als ein vergleichbarer Börsenindex. Im Zeitraum von 10 Jahren galt das sogar für 97 Prozent.
Das zweite Missverständnis hängt mit dem sogenannten „Extrapolation Bias“ zusammen. Menschen neigen dazu, eine Fortsetzung der Vergangenheit zu erwarten und in die Zukunft zu projizieren. Doch vergangene Erfolge haben in der Fondswelt meistens nicht lange Bestand. Die Fonds an der Spitze wechseln ständig – ein weiteres Indiz dafür, dass der Anlageerfolg aktiver Strategien eher mit Glück als mit Können zu tun hat.

Unser Tipp: Du solltest nicht auf Strategien setzen, die den Markt schlagen wollen. Und dich besser mit den Märkten „verbünden“. Das bedeutet, das Portfolio möglichst breit zu streuen.
Fazit:
Für deinen Anlageerfolg zählt eine langfristige Perspektive. Und eine konsequente Anlagestrategie. Die sollte auf Prognosen und aktive Wertpapierauswahl verzichten. Welche Strategie konkret geeignet ist, hängt von deinen Zielen ab.
Wir machen dir gerne einen Anlagevorschlag, der zu deinen Zielen passt.