Großinvestor Warren Buffett genießt schon seit Jahrzehnten Kultstatus. Wenn das „Orakel von Omaha“ irgendwo ein- oder aussteigt, bewegt das die Kurse. Doch ist es wirklich eine gute Idee, ihm zu folgen?
Die Aktie des angeschlagenen US-Krankenversicherers UnitedHealth hat einen ziemlichen Absturz hinter sich. Als dann jedoch im August bekannt wurde, dass US-Investor Warren Buffett mit seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway ein dickes Aktienpaket gekauft hat, ging der Kurs wieder gen Norden. Schließlich wird Buffett nachgesagt, ein „goldenes Händchen“ zu haben. Und Chancen zu erkennen, die andere übersehen.
Eine Szene aus seiner Kindheit wirkt wie ein Sinnbild für diesen Ruf: Als er selbst noch zu jung für Pferdewetten war, suchte er auf dem Boden der heimischen Pferderennbahn zwischen Sägemehl und Zigarettenkippen nach weggeworfenen Wettscheinen. Manche wussten einfach nicht, dass diese unter Umständen auch dann einen kleinen Gewinn abwarfen, wenn das favorisierte Pferd nicht als Erstes durchs Ziel ging. So fahndete also schon der ganz junge Buffett nach unterschätzten Werten. Dafür sollte er später berühmt werden.
Inneren Werten auf der Spur
Nach seinem Abschluss an der University of Nebraska im Jahr 1949 studierte Buffett Wirtschaftswissenschaften an der Columbia Business School. Dort lehrte Benjamin Graham. Der hatte gemeinsam mit David Dodd Strategien für das „Value Investing“ entwickelt. Bei der Strategie geht es darum, den Substanzwert eines Unternehmens zu ermitteln. Dafür gibt es verschiedene Methoden. Ziel ist immer, Aktien zu finden, die weit unter ihrem „inneren Wert“ gehandelt werden. In der Hoffnung, dass der Marktwert irgendwann zu diesem aufschließt.
1956 gründete Buffett die erste eigene Investmentfirma. Sechs Jahre später übernahm er Anteile des strauchelnden Textilunternehmens Berkshire Hathaway. Und deren Namen verwendete er später dann auch für die eigene Investmentgesellschaft. Die ist heute ein weitverzweigtes Konglomerat mit zahlreichen Beteiligungen und einem Börsenwert von über einer Billion US-Dollar.
Mit seinen Investitionen macht Buffet nun schon seit vielen Jahrzehnten immer wieder Schlagzeilen. Dabei hilft, dass er oft in Unternehmen mit bekannten Marken einsteigt. Zu seinen erfolgreichsten Investments gehört Apple. Wobei er erst 2016 begann, eine Position aufzubauen. Da war Apple gemessen an der Marktkapitalisierung längst zum bedeutendsten Unternehmen der Welt aufgestiegen. Mittlerweile hat sich Buffett von einem gewichtigen Teil seiner Apple-Aktien getrennt. Trotzdem hatte die Aktie im zweiten Quartal unter den rund 40 börsennotierten Unternehmen im Berkshire-Portfolio immer noch das höchste Gewicht.
Der Legende folgen?
Nachvollziehen lassen sich die Schritte von Berkshire Hathaway über Quartalsberichte, die institutionelle Investoren bei der US-Börsenaufsicht SEC einreichen müssen. Die sogenannten 13F-Filings werden allerdings zeitverzögert veröffentlicht, bis zu 45 Tage nach Quartalsende. Sie spiegeln also nicht unbedingt das jeweils aktuelle Portfolio.
Das aber ist nicht der entscheidende Grund, warum man nicht einfach Aktien kaufen sollte, in die Buffett investiert. „Entscheidend ist das hohe Risiko. Denn natürlich ist es nicht so, dass Buffett nie daneben liegt“, betont Philipp Dobbert, Leiter der Vermögensverwaltung bei quirion und der Quirin Privatbank. Buffett selbst räumt das öffentlich immer wieder ein. Als milliardenschwerer Reinfall erwies sich etwa die Übernahme des Metallverarbeitungsunternehmens Precision Castparts. Auch die Beteiligungen am Einzelhandelsunternehmen Tesco und an Dexter Shoes bezeichnete er später als „riesige Fehler“. Niemand hat die viel beschworene Glaskugel, die einem die künftigen Gewinner zeigt. Auch Buffett nicht.
Was ist mit dem Gedanken, sich nicht bloß einzelne Investmentideen abzuschauen – sondern über die Berkshire-Aktie alle seine Investmentideen ins Depot zu holen? „Das wäre vergleichbar mit der Geldanlage in einen stark konzentrierten aktiven Fonds“, erklärt Dobbert. „Das ist zwar etwas weniger riskant, als Geld auf eigene Faust in einzelne Aktien anzulegen. Aber immer noch sehr spekulativ.“ Selbst wenn Berkshire Hathaway viele Erfolge vorweisen kann: „Die entscheidende Frage ist, wie lange der Erfolg anhält.“ Ein „glückliches Händchen“ lasse sich jedenfalls nicht systematisch in die Zukunft fortschreiben.
Buffett ist in diesem Jahr 95 geworden. Ende des Jahres will er als CEO abtreten. Er bleibt dem Unternehmen aber verbunden. Nach eigenem Bekunden will er keine einzige Berkshire-Aktie verkaufen, weil er an die Zukunft des Unternehmens glaubt. Ohnehin ist er ein bekennender Langfristinvestor. Zu den häufig erwähnten Buffett-Zitaten zählt der Ausspruch: „Wenn Sie eine Aktie nicht für zehn Jahre halten wollen, denken Sie nicht einmal darüber nach, sie für zehn Minuten zu besitzen."
Langfristig denken
Diesem Zitat kann Anlagestratege Dobbert durchaus etwas abgewinnen. „Kluge Geldanlage ist langfristig ausgerichtet, springt nicht von Trend zu Trend.“ Aber langjährige Kapitalmarktforschung habe gezeigt: Wer den Markt durch gezielte Wertpapierauswahl schlagen wolle, lande meistens bei niedrigeren Renditen, als am Markt möglich wären. Deshalb sollten sich Anlegerinnen und Anleger besser von Prognosen und Spekulationen fernhalten. „Viel zu viele gehen zu große Risiken ein. Das ist gar nicht nötig, um die Renditechancen der Aktienmärkte zu nutzen.“
Aktien sind Produktivkapital. Sie beteiligen an Unternehmen und damit an der Wirtschaft. Zwar können einzelne Unternehmen ausfallen, einzelne Branchen und Länder in lange Krisen geraten. „Aber die Weltwirtschaft insgesamt ist auf Wachstum ausgerichtet“, zeigt Dobbert auf. Das sei das Fundament für langfristig steigende Kurse. „Mit einem Weltportfolio wie dem globalen ETF-Portfolio von quirion nutzt man das für die eigenen Anlageziele. Und geht keine unnötigen Risiken ein.“
Dabei berücksichtigt das globale ETF-Portfolio insgesamt fünf Renditefaktoren. Einer davon ist der „Value-Faktor“. Zum Portfolio gehören also auch Aktien, deren Substanzwert unter ihrem Marktwert liegt. Anders als bei Buffets „Value Investing“ geht es in diesem Fall aber nicht darum, die Marktrendite zu übertreffen. „Unser Ziel ist, der langfristigen Durchschnittsrendite des Weltaktienmarkts möglichst genau zu folgen“, erläutert Dobbert. „Denn diese Strategie bietet nach wissenschaftlichen Erkenntnissen das beste Verhältnis von Renditechancen und Risiken.“
Warum du nicht in Produkte, sondern in deine Ziele investieren solltest.