Aktienmärkte: Wie viel Luft ist nach oben?
📢 quirion LIVE 28.03.2024

Eine Strategie der ruhigen Hand

Eine Strategie der ruhigen Hand

Selbst wenn der Krieg in der Ukraine aktuell das beherrschende Thema an den Börsen ist: Die Frage, welche Aktien favorisiert werden und warum, beschäftigt die Märkte auch aus anderen Gründen gerade wieder besonders.

Welche Sektoren zählen an den Aktienmärkten zu den Favoriten? In der jüngeren Vergangenheit hatte die Antwort auf diese Frage meist irgendetwas mit Tech-Werten zu tun. Deshalb sorgte es in den ersten Wochen des Jahres 2022 für Aufsehen, als diese Titel besonders unter Druck gerieten. Und sogenannte Substanzwerte in die Favoritenrolle schlüpften. Ein wesentlicher Grund für den „Sinneswandel“ an den Märkten: Spekulationen um eine vermeintlich bevorstehende große Zinswende.

Was haben Zinsen mit den Kursen zu tun, insbesondere mit denen von Wachstumstiteln aus dem Technologiesektor? „Sie sind eine wichtige Variable in den Berechnungen zur Bewertung“, erklärt Philipp Dobbert, Chefvolkswirt und stellvertretender Leiter des Anlagemanagements bei quirion. „Hohe Bewertungen von Wachstumstiteln rechtfertigen sich dadurch, dass von den Unternehmen in Zukunft sehr hohe Gewinne erwartet werden.“ Um deren gegenwärtigen Wert einschätzen zu können, werden sie abgezinst. „Wenn die Zinsen steigen, sinkt der Gegenwartswert damit auch dann, wenn sich an den Gewinnerwartungen selbst nichts verändert.“ Der Zinseinfluss sei umso größer, je weiter die Gewinne in die Zukunft projiziert würden.

Kapitalmarktzins als Leitzinsradar

Die Zinsen, die bei solchen Berechnungen ins Spiel kommen, sind die sogenannten Kapitalmarktzinsen. Damit sind Renditen maßgeblicher Staatsanleihen gemeint, zum Beispiel der US-Staatsanleihe oder der Bundesanleihe mit einer Laufzeit von jeweils zehn Jahren. Viele nutzen deren Renditen als „Leitzinsradar“, sie spiegeln also die Zinserwartungen der Märkte. Selbst wenn sich dort aber nun etwas bewegt: „Wenn man die Nachrichten verfolgt, entsteht manchmal der Eindruck, es habe noch nie Zinsen gegeben – dabei sind wir nur sehr langsam auf einem Weg, der zu einer Normalisierung führen könnte“, stellt Volkswirt Dobbert fest.

Sinken Kurse von Wachstumstiteln so lange wie Zinsen steigen? „Keineswegs“, beruhigt Dobbert. „Wenn sich die Zinserwartungen nicht gerade ändern, ist dieser Faktor in den Kursen enthalten – bis es wieder einen Grund zur Neubewertung gibt.“ Das ständige Einschätzen und Neubewerten sei ein Grund für das tägliche Auf und Ab der Notierungen. Das gilt auch für die Werte, die jüngst wieder stärker gefragt waren, nämlich „Value“-Aktien.

Value wird stärker gewürdigt

Unter „Value“-Aktien werden Titel verstanden, die zum Beispiel ein günstiges Verhältnis von Kurs und Buchwert aufweisen, deren Substanz also theoretisch einen höheren Aktienpreis rechtfertigen würde. Diesen Faktor scheint der Markt aktuell stärker zu würdigen. Wie öfters, wenn die Bewertungen bei Wachstumstiteln ins Wanken geraten.

„Wir haben die Faktoren an den Märkten schon vor langer Zeit genau unter die Lupe genommen und die Portfolios entsprechend ausgerichtet“, erklärt Dobbert. „Value“ sei dabei einer von insgesamt fünf Renditefaktoren der Aktienmärkte, die für die Musterportfolios eine Rolle spielen. „Wichtig zu verstehen ist, dass wir auch bei diesen Faktoren kein Timing versuchen.“ Die Anlagestrategie von quirion bleibt prognosefrei, es wird nicht nach dem richtigen Ein- oder Ausstiegszeitpunkt gesucht. „Timingversuche schaden der Performance, wie die Kapitalmarktforschung immer wieder belegt.“ Denn ständig gibt es Bewegungen, mit denen niemand zuvor gerechnet hat. „Anlagedisziplin ist gerade bei Marktturbulenzen sicher keine leichte Übung“, stellt Dobbert fest. Es sei sehr menschlich, dass man sich manchmal zum Handeln gedrängt fühle. „Aber bei der Geldanlage ist Aktionismus einfach schädlich.“

Breites Netz für die Rendite

Was wäre denn ein Anlass, an den Portfolios etwas zu verändern? Dobbert und sein Team vertrauen auf strategisches Risikomanagement, nicht auf taktisches. „Wir fahren weder hektisch Aktienquoten hoch oder herunter, noch legen wir irgendwelche Kursgrenzen fest.“ Im strategischen Risikomanagement nutze man schwankungsarme Anleihen, um Bewegungen bei den Aktienkursen abzufedern. „Das funktioniert. Das hat sich zum Beispiel auch bewährt, als die Kurse zu Beginn der Coronakrise einbrachen.“

Zum strategischen Risikomanagement gehört auch das Rebalancing. „Die Marktentwicklung verschiebt ständig die Gewichtungen in den Portfolios, deshalb passen wir diese regelmäßig an die angestrebten Risikoprofile an.“ Ebenfalls geprüft wird regelmäßig, ob die Gewichtung der Faktoren noch stimmt. Die verändern sich nämlich auch durch die ständigen Kursbewegungen. Letztlich geht es bei Änderungen also jeweils darum, dass das angestrebte Verhältnis von Rendite und Risiko dem Zielbild entspricht. Das Risikoprofil orientiert sich dabei an den Anlegern und wechselt nicht mit den Schwankungen der Märkte. Für das „Einfangen“ der Rendite ist das Netz durch die Streuung in den global aufgestellten ETF-Portfolios breit aufgespannt. „Wir glauben an die Weltwirtschaft“, unterstreicht Dobbert. „Und dass die langfristig weiterhin wächst, ist eine ziemlich belastbare Prognose.“

Eine Einschätzung zu den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Märkte, gibt es hier.

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